Thursday, October 13, 2005

Themen zur Glocke

Die hier besprochenen Themen überlappen sich zum Teil und dahe werden einige Textstellen mehrfach als Belege für bestimmte Textaussagen angeführt.



Der Mensch und das Schicksal

Es gibt eine Vorherbestimmung, die schon vor den Handlungen des Menschen festlegt, was ihm zustößt.
Ihm ruhen noch im Zeitenschoße
Die schwarzen und die heitern Los
Und stimmen zu der Andacht Chor.
Was unten tief dem Erdensohne
Das wechselnde Verhängnis bringt,

Der Mensch, der sich durch Grunderwerb oder andere Reichtümer eine feste Position geschaffen hat, glaubt sich dem Schicksal gegenüber sicher, aber diese Sicherheit trügt
Doch mit des Geschickes Mächten
Ist kein ewger Bund zu flechten,
Und das Unglück schreitet schnell.

Das Unglück trifft die Menschen wahllos, ohne auf ihre Verdienste zu achten.
Aus der Wolke, ohne Wahl,
Zuckt der Strahl!

Die Zerstörungen der Naturgewalten erträgt der Mensch stoisch ohne große Gefühlsregung Einen Blick
Nach den Grabe
Seiner Habe
Sendet noch der Mensch zurück -
Greift fröhlich dann zum Wanderstabe.

solange sein elementares Beziehungsgeflecht intakt bleibt; es ist ihm wichtiger als materieller Besitz
Ein süßer Trost ist ihm geblieben,
Er zählt die Haupter seiner Lieben,
Und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt.
.
Das Schicksal muss der Mensch hinnehmen wie es kommt,
Dem Schicksal leihe sie die Zunge,
Selbst herzlos, ohne Mitgefühl,

er muss wissen, dass am Ende alles, was tut, der Vernichtung anheim fällt.
So lehre sie, daß nichts bestehet,
Daß alles Irdische verhallt.


Der Mensch und die Natur

Die Kräfte der Natur sind dem Menschen feindlich: sie zerstören ständig, was er im Widerstand gegen die Natur erschafft;
Denn die Elemente hassen
Das Gebild der Menschenhand.

die Kräfte der Natur müssen vom Menschen im Zaum gehalten werden.
Wohtätig ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft
Die Kräfte der Natur können sich aber selbst befreien und werden dann stark und übermächtig wie die Götter.
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
Wenn sie der Fessel sich entrafft,
Einhertritt auf der eignen Spur
Die freie Tochter der Natur


Auf der anderen Seite müssen die Menschen auf die Wohltätigkeit der Natur vertrauen, wenn sie zum Beispiel Feldbau betreiben; die kostbare Saat wird der Erde anvertraut, die dafür sorgen soll, dass sich die Frucht vermehrt.
Dem duklen Schoß der heilgen Erde
Vertrauen wir der Hände Tat,
Vertraut der Sämann seine Saat
Die der Städte Bau begründet,


Außerhalb der menschlichen Gesellschaft ist die Natur wild.
Munter fördert seine Schritte
Fern im wilden Forst der Wandrer
Nach der lieben Heimathütte.
Die menschlichen Gesellschaft macht aus naturnahen einsamen Wilden erst vollgültige Menschen
Die herein von den Gefilden
Rief den ungesellgen Wilden


Der Krieg erscheint unberechenbar wie eine Naturgewalt, die ebenfalls das Menschenwerk zerstört.
Wo des rauhen Krieges Horden
Dieses stille Tal durchtoben,


Der Mensch und seine Beziehungen

Männer und Frauen ergänzten sich in ihren Eigenschaften, des Harten und des Weichen.
Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang.


Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist nicht Selbstzweck, sie muss Kinder hervorbringen und deren Überleben sichern.
Die Leidenschaft flieht!
Die Liebe muß bleiben,
Die Blume verblüht,
Die Frucht muß treiben.

Die Mann-Frau Beziehung ist durch eine klare Arbeitsteilung bestimmt.
Der Mann muß hinaus
Ins feindliche Leben

Die Außenbeziehungen werden vom Manne geregelt, während der Bereich der Frau das Haus und die Hausgemeinschft ist.

Und drinnen waltet
Die züchtige Hausfrau,

Die Mutter der Kinder
Und herrschet weise
Im häuslichen Kreise,
Und lehret die Mädchen
Und wehret den Knaben,



Die Beziehung zur Mutter ist einzigartig und durch nichts zu ersetzen
Denn sie wohnt im Schattenlande,
Die des Hauses Mutter war,
Denn es fehlt ihr treues Walten,
Ihre Sorge wacht nicht mehr,
An verwaister Stätte schalten
Wird die Fremde, liebeleer.

Die Beziehungen außerhalb der Familie sind sowohl arbeitsteilig als auch streng hierarchisch.


Durch das Zusammenwirken der einzelnen Ebenen ergibt sich dadurch eine gegenseitige Verstärkung der Kräfte,
Tausend fleißge Hände regen,
helfen sich in munterm Bund,
Und in feurigem Bewegen
Werden alle Kräfte kund.
Meister rührt sich und Geselle
In der Freiheit heilgem Schutz.
Jeder freut sich seiner Stelle,
Bietet dem Verächter Trutz.

wenn sich aber ein hierarchisch tiefer Stehender etwas anmaßt, was ihm nicht zusteht, droht Unheil.
Der Meister kann die Form zerbrechen
Mit weiser Hand, zur rechten Zeit,


Wenn sich innerhalb des Gemeinwesens Konflikte anhäufen, wächst die Gefahr der Anarchie

Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte
Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette,
Zur Eigenhilfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocken Strängen
Der Aufruhr, daß sie heulend schallt
Und, nur geweiht zu Friedensklängen,
Die Losung anstimmt zur Gewalt

Ohne die Ordnung, die im Sinne der sozialen Ordnung zu verstehen ist,
Heilge Ordnung, segenreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
Frei und leicht und freudig bindet,
Die der Städte Bau begründet,
werden die Menschen böse und gefährlich
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Da kann sich kein Gebild gestalten,
Wenn sich die Völker selbst befrein,
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn

und können keine menschlichen Gefühle mehr zeigen.
Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz,

Die Zerstörungen der Naturgewalten erträgt der Mensch stoisch ohne große Gefühlserregung, solange sein elementares Beziehungsgeflecht intakt bleibt; es ist ihm wichtiger als materieller Besitz.
Was Feuers Wut ihm auch geraubt,
Ein süßer Trost ist ihm geblieben,
Er zählt die Haupter seiner Lieben,
Und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt.
Die Eintracht der Menschen untereinander ist das höchste Ziel der Menschen in ihren Beziehungen
Holder Friede,
Süße Eintracht,
Weilet, weilet
Freundlich über dieser Stadt!


Der Mensch und die Gesellschaft

Das Leben in der Gesellschaft der Menschen ist riskant; jeder muss acht geben, dass er nicht betrogen wird und vor allem seinen eigenen Vorteil suchen, Moral ist in dem Teil der Gesellschaft, die das materielle Überleben sichert, nicht wichtig.
Der Mann muß hinaus
Ins feindliche Leben,
Muß wirken und streben
Und pflanzen und schaffen,
Erlisten, erraffen,
Muß wetten und wagen,
Das Glück zu erjagen.

Staatliche Gemeinschaft bietet den Menschen Schutz vor der Wildheit außerhalb dieser menschlichen Übereinkünfte und
Die herein von den Gefilden
Rief den ungesellgen Wilden


der Wildheit in des Menschen eigenem Inneren.
Schwarz bedecket
Sich die Erde,
Doch den sichern Bürger schrecket
Nicht die Nacht,
Die den Bösen gräßlich wecket,
Denn das Auge des Gesetzes wacht.
Diese Wildheit des Menschen muss wie „des Feuers Macht“ gezähmt sein, sie ist immer vorhanden und kann schrecklich erwachen:
Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.


Die Gesellschaft ist vor allem Ordnung: alle haben einen Platz in ihr, die Stellen, die das Individuum einnimmt, sind genau bezeichnet und vorbestimmt.
Die Individuen halten an dieser Ordnung fest, weil sie das erhalten möchten, was an staatlicher Gemeinschaft schon von den Vätern geschaffen wurde und was sie Vaterland nennen.
Heilge Ordnung, segenreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
Frei und leicht und freudig bindet,
Die der Städte Bau begründet,
Die herein von den Gefilden
Rief den ungesellgen Wilden,
Eintrat in der Menschen Hütten,
Sie gewöhnt zu sanften Sitten
Und das teuerste der Bande
Wob, den Trieb zum Vaterlande!


In dieser Auffassung muss zum Wohle der Gemeinschaft und zu ihrer Erhaltung Eintracht herrschen, die es auch nach Zwist und Streitigkeiten wiederherzustellen gilt.
Diese Bindungen sind notwendig, um die Gesellschaft zu erhalten.
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu,
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.

Wer sich Freiheiten mit Gewalt verschaffen will, weil er sich unterdrückt fühlt und ungerecht behandelt, bringt die Gemeinschaft in Gefahr.
Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte
Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette,
Zur Eigenhilfe schrecklich greift!

Freiheit und Gleichheit! hört man schallen,
Der ruhge Bürger greift zur Wehr,
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden ziehn umher,

Die Idee der Freiheit und der gleichen Rechte wird nur von wenigen Auserwählten verstanden; viele andere missbrauchen diese Begriffe zum Schaden des Allgemeinwohls.

Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Lichtes Himmelsfackel leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden
Und äschert Städt und Länder ein.

1 comment:

zora said...

iist doch schön - auch wenn die schüler sich ja scheinbar mit reaktionen zurückhalten...
gruss
l.