Sunday, October 30, 2005

Fragen & Antworten zum Thema Recht

Fragebogen zur Einführung
Welche der folgenden Aussagen ist durch den Text gedeckt (mehrfache Lösungen möglich)
1.
a) Rechtsnormen, die nicht der moralischen Überzeugung der Bevölkerung entsprechen, sind ungültig.
b) Recht und Moral können sich in einer Gesellschaft nie vollständig decken.
c) Im Gegensatz zur Moral kann das Gesetz sich Gehorsam erzwingen.
d) Staatliches Recht muss begrifflich und faktisch völlig von der Moral einer Gesellschaft getrennt werden.


2. Die Veränderung des Rechtes orientiert sich an
a) den sozialen Bedürfnissen einer Gesellschaft
b) den sittlichen Geboten des christlichen Abendlandes
c) den Erfordernissen einer hochentwickelten globalierten Wirtschaft
d) der gesellschaftlichen Wirklichkeit

3. Welcher Satz ist im Sinne der Einführung als falsch zu bezeichnen?
a) Im Gegensatz zum Gesetz fordern moralische Normen keine umfassende Verbindlichkeit.
b) Nicht alle vom Gesetz vorgeschriebenen Pflichten können vom Gesetz erzwungen werden.
c) Das Gesetz gibt den Menschen die Freiheit, sich für das moralische System zu entscheiden, das sie für richtig halten
d) Das Gesetz darf bestimmte, aus einer Moralvorstellung stammende Forderungen an den Bürger vorschreiben.

4. Gib 3 Beispiele dafür, wie sich das deutsche Recht dem gewandelten Gerechtigkeits- und Moralempfinden der Bevölkerungsmehrheit angepasst hat.


Antworten:

Lösung des Fragebogens zur Einführung:
1 b, c
2.a,d
3. a
4. Wahlrecht für Frauen, Billigung von Homosexualität unter Erwachsenen, Abschaffung der Todesstrafe, schwere Bestrafung von Körperverletzung, Strafe für Vergewaltigung in der Ehe und Kindesmissbrauch, weniger Steuern für kinderreiche Familien

Thursday, October 13, 2005

Themen zur Glocke

Die hier besprochenen Themen überlappen sich zum Teil und dahe werden einige Textstellen mehrfach als Belege für bestimmte Textaussagen angeführt.



Der Mensch und das Schicksal

Es gibt eine Vorherbestimmung, die schon vor den Handlungen des Menschen festlegt, was ihm zustößt.
Ihm ruhen noch im Zeitenschoße
Die schwarzen und die heitern Los
Und stimmen zu der Andacht Chor.
Was unten tief dem Erdensohne
Das wechselnde Verhängnis bringt,

Der Mensch, der sich durch Grunderwerb oder andere Reichtümer eine feste Position geschaffen hat, glaubt sich dem Schicksal gegenüber sicher, aber diese Sicherheit trügt
Doch mit des Geschickes Mächten
Ist kein ewger Bund zu flechten,
Und das Unglück schreitet schnell.

Das Unglück trifft die Menschen wahllos, ohne auf ihre Verdienste zu achten.
Aus der Wolke, ohne Wahl,
Zuckt der Strahl!

Die Zerstörungen der Naturgewalten erträgt der Mensch stoisch ohne große Gefühlsregung Einen Blick
Nach den Grabe
Seiner Habe
Sendet noch der Mensch zurück -
Greift fröhlich dann zum Wanderstabe.

solange sein elementares Beziehungsgeflecht intakt bleibt; es ist ihm wichtiger als materieller Besitz
Ein süßer Trost ist ihm geblieben,
Er zählt die Haupter seiner Lieben,
Und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt.
.
Das Schicksal muss der Mensch hinnehmen wie es kommt,
Dem Schicksal leihe sie die Zunge,
Selbst herzlos, ohne Mitgefühl,

er muss wissen, dass am Ende alles, was tut, der Vernichtung anheim fällt.
So lehre sie, daß nichts bestehet,
Daß alles Irdische verhallt.


Der Mensch und die Natur

Die Kräfte der Natur sind dem Menschen feindlich: sie zerstören ständig, was er im Widerstand gegen die Natur erschafft;
Denn die Elemente hassen
Das Gebild der Menschenhand.

die Kräfte der Natur müssen vom Menschen im Zaum gehalten werden.
Wohtätig ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft
Die Kräfte der Natur können sich aber selbst befreien und werden dann stark und übermächtig wie die Götter.
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
Wenn sie der Fessel sich entrafft,
Einhertritt auf der eignen Spur
Die freie Tochter der Natur


Auf der anderen Seite müssen die Menschen auf die Wohltätigkeit der Natur vertrauen, wenn sie zum Beispiel Feldbau betreiben; die kostbare Saat wird der Erde anvertraut, die dafür sorgen soll, dass sich die Frucht vermehrt.
Dem duklen Schoß der heilgen Erde
Vertrauen wir der Hände Tat,
Vertraut der Sämann seine Saat
Die der Städte Bau begründet,


Außerhalb der menschlichen Gesellschaft ist die Natur wild.
Munter fördert seine Schritte
Fern im wilden Forst der Wandrer
Nach der lieben Heimathütte.
Die menschlichen Gesellschaft macht aus naturnahen einsamen Wilden erst vollgültige Menschen
Die herein von den Gefilden
Rief den ungesellgen Wilden


Der Krieg erscheint unberechenbar wie eine Naturgewalt, die ebenfalls das Menschenwerk zerstört.
Wo des rauhen Krieges Horden
Dieses stille Tal durchtoben,


Der Mensch und seine Beziehungen

Männer und Frauen ergänzten sich in ihren Eigenschaften, des Harten und des Weichen.
Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang.


Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist nicht Selbstzweck, sie muss Kinder hervorbringen und deren Überleben sichern.
Die Leidenschaft flieht!
Die Liebe muß bleiben,
Die Blume verblüht,
Die Frucht muß treiben.

Die Mann-Frau Beziehung ist durch eine klare Arbeitsteilung bestimmt.
Der Mann muß hinaus
Ins feindliche Leben

Die Außenbeziehungen werden vom Manne geregelt, während der Bereich der Frau das Haus und die Hausgemeinschft ist.

Und drinnen waltet
Die züchtige Hausfrau,

Die Mutter der Kinder
Und herrschet weise
Im häuslichen Kreise,
Und lehret die Mädchen
Und wehret den Knaben,



Die Beziehung zur Mutter ist einzigartig und durch nichts zu ersetzen
Denn sie wohnt im Schattenlande,
Die des Hauses Mutter war,
Denn es fehlt ihr treues Walten,
Ihre Sorge wacht nicht mehr,
An verwaister Stätte schalten
Wird die Fremde, liebeleer.

Die Beziehungen außerhalb der Familie sind sowohl arbeitsteilig als auch streng hierarchisch.


Durch das Zusammenwirken der einzelnen Ebenen ergibt sich dadurch eine gegenseitige Verstärkung der Kräfte,
Tausend fleißge Hände regen,
helfen sich in munterm Bund,
Und in feurigem Bewegen
Werden alle Kräfte kund.
Meister rührt sich und Geselle
In der Freiheit heilgem Schutz.
Jeder freut sich seiner Stelle,
Bietet dem Verächter Trutz.

wenn sich aber ein hierarchisch tiefer Stehender etwas anmaßt, was ihm nicht zusteht, droht Unheil.
Der Meister kann die Form zerbrechen
Mit weiser Hand, zur rechten Zeit,


Wenn sich innerhalb des Gemeinwesens Konflikte anhäufen, wächst die Gefahr der Anarchie

Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte
Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette,
Zur Eigenhilfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocken Strängen
Der Aufruhr, daß sie heulend schallt
Und, nur geweiht zu Friedensklängen,
Die Losung anstimmt zur Gewalt

Ohne die Ordnung, die im Sinne der sozialen Ordnung zu verstehen ist,
Heilge Ordnung, segenreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
Frei und leicht und freudig bindet,
Die der Städte Bau begründet,
werden die Menschen böse und gefährlich
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Da kann sich kein Gebild gestalten,
Wenn sich die Völker selbst befrein,
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn

und können keine menschlichen Gefühle mehr zeigen.
Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz,

Die Zerstörungen der Naturgewalten erträgt der Mensch stoisch ohne große Gefühlserregung, solange sein elementares Beziehungsgeflecht intakt bleibt; es ist ihm wichtiger als materieller Besitz.
Was Feuers Wut ihm auch geraubt,
Ein süßer Trost ist ihm geblieben,
Er zählt die Haupter seiner Lieben,
Und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt.
Die Eintracht der Menschen untereinander ist das höchste Ziel der Menschen in ihren Beziehungen
Holder Friede,
Süße Eintracht,
Weilet, weilet
Freundlich über dieser Stadt!


Der Mensch und die Gesellschaft

Das Leben in der Gesellschaft der Menschen ist riskant; jeder muss acht geben, dass er nicht betrogen wird und vor allem seinen eigenen Vorteil suchen, Moral ist in dem Teil der Gesellschaft, die das materielle Überleben sichert, nicht wichtig.
Der Mann muß hinaus
Ins feindliche Leben,
Muß wirken und streben
Und pflanzen und schaffen,
Erlisten, erraffen,
Muß wetten und wagen,
Das Glück zu erjagen.

Staatliche Gemeinschaft bietet den Menschen Schutz vor der Wildheit außerhalb dieser menschlichen Übereinkünfte und
Die herein von den Gefilden
Rief den ungesellgen Wilden


der Wildheit in des Menschen eigenem Inneren.
Schwarz bedecket
Sich die Erde,
Doch den sichern Bürger schrecket
Nicht die Nacht,
Die den Bösen gräßlich wecket,
Denn das Auge des Gesetzes wacht.
Diese Wildheit des Menschen muss wie „des Feuers Macht“ gezähmt sein, sie ist immer vorhanden und kann schrecklich erwachen:
Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.


Die Gesellschaft ist vor allem Ordnung: alle haben einen Platz in ihr, die Stellen, die das Individuum einnimmt, sind genau bezeichnet und vorbestimmt.
Die Individuen halten an dieser Ordnung fest, weil sie das erhalten möchten, was an staatlicher Gemeinschaft schon von den Vätern geschaffen wurde und was sie Vaterland nennen.
Heilge Ordnung, segenreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
Frei und leicht und freudig bindet,
Die der Städte Bau begründet,
Die herein von den Gefilden
Rief den ungesellgen Wilden,
Eintrat in der Menschen Hütten,
Sie gewöhnt zu sanften Sitten
Und das teuerste der Bande
Wob, den Trieb zum Vaterlande!


In dieser Auffassung muss zum Wohle der Gemeinschaft und zu ihrer Erhaltung Eintracht herrschen, die es auch nach Zwist und Streitigkeiten wiederherzustellen gilt.
Diese Bindungen sind notwendig, um die Gesellschaft zu erhalten.
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu,
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.

Wer sich Freiheiten mit Gewalt verschaffen will, weil er sich unterdrückt fühlt und ungerecht behandelt, bringt die Gemeinschaft in Gefahr.
Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte
Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette,
Zur Eigenhilfe schrecklich greift!

Freiheit und Gleichheit! hört man schallen,
Der ruhge Bürger greift zur Wehr,
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden ziehn umher,

Die Idee der Freiheit und der gleichen Rechte wird nur von wenigen Auserwählten verstanden; viele andere missbrauchen diese Begriffe zum Schaden des Allgemeinwohls.

Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Lichtes Himmelsfackel leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden
Und äschert Städt und Länder ein.

Thursday, October 06, 2005

Fragen zu Maria Stuart


Um dieses Drama zu verstehen, muss man schon einiges wissen über die Geschichte und es ist eigentlich erstaunlich, wie sehr sich Schiller darauf verlässt, dass seine Zuschauer/innen sich vergegenwärtigen können, welche historischen Ereignisse den Hintergrund bilden. Natürlich war und ist das Theaterpublikum nicht durchweg gebildet und es muss auch keine Abiprüfung machen, wenn es die Stücke von Schiller verstehen will, aber einiges muss man schon wissen, jedenfalls in ganz groben Zügen.

1.
Das Stück spielt im Zeitalter der Glaubenskriege und der Gegensatz von Protestantismus und Katholizismus ist in diesem Stück so allgegenwärtig wie unversöhnlich.
2.
Elisabeth, die Tochter von Heinrich VIII, ist aus einer Verbindung hervorgegangen, die im katholischen Sinne keine gültige Ehe war, weil die Scheidung von seiner ersten Frau von der katholischen kirchlichen Autorität nicht anerkannt wurde und er also deshalb nicht neu heiraten konnte. Sein Ausweg aus dieser Situation war, dass er England protestantisch machte und die anglikanische Kirche gründete, die dann ihrerseits die Scheidung prinzipiell für alle erlaubte.
http://www.de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_VIII._(England)

Heinrich VIII ist ja bekannt dafür, dass er mehrere Frauen hatte, mit denen er nicht eben zartfühlend umging: die Mutter von Elisabeth, Anne Boylen, ließ er jedenfalls hinrichten, andere seiner sechs Frauen kamen dem durch einen passenden Tod zuvor.


3.
Im Zuge der Umwandlung der katholischen Kirche in die Kirche von England wurden alle Klöster im Königreich aufgelöst, der Landbesitz ging praktischer Weise in den Besitz der Krone über, die Klöster und Klosterkirchen wurden systematisch zerstört, inklusive der heiligen Kunstwerke. Die Mönche und Nonnen wurden verjagt und mussten zusehen, wo sie blieben – in die Klöster konnten sie ja nicht mehr zurück. Wer heute durch England reist, findet noch an vielen Orten die Reste dieser mutwillig zerstörten großen Abteien und man kann sich heute noch mit Abscheu vor einem solchen Akt der Barbarei abwenden. Es versteht sich von selbst, dass der Protestantismus, dem Heinrich auf diese Weise zum Sieg verholfen hatte, nicht bei allen Engländern beliebt war, viele wünschten sich die alte Zeit und den alten Glauben zurück.



4.Maria Stuart wurde von vielen Menschen als die rechtmäßige Thronerbin angesehen und ihr Anspruch ist eigentlich auch unbestreitbar, wenn man die Rechtsbeugung des Heinrich Nummer 8 nicht für Recht anerkennen will; wie dann ja auch nach dem Tod Elisabeths der Sohn von Maria Stuart den Thron bestieg. Allerdings war das Leben dieser Königin von Frankreich und später von Schottland zu gewissen Zeiten nicht eben tugendhaft. Es ist auch im Prinzip nicht zu bestreiten, dass sie, um ihren Anspruch auf den englischen Thron durchzusetzen, zu fast allen Mitteln griff.
Zumal sie sich durch die Gefangennahme ins Unrecht gesetzt sah.
Hier der Blick aus Bolton Castle, North Yorkshire, einer Burg, auf der sie ein Jahr lang gefangen war:




So, wer nun aber noch mehr verstehen will, der versuche doch mal die folgenden Fragen zu beantworten oder die eigenen Lösungen mit diesen Lösungen zu vergleichen








Die Lösungen zu den Fragen:
1. Was bedeutet dies: „und weiß ich, ob nicht eine schnelle Hand des Kummers langsames Geschäft beschleunigt?“ (Z.197)
Maria spielt hier auf den (später sich bewahrheitenden)Verdacht an, sie könnte ermordet werden. Der Ausdruck „eine schnelle Hand“ ist ein stellvertretender Ausdruck für „die schnelle Hand eines Meuchelmörders“ Ausdrücke dieser Art, in denen ein Teil für das ganze steht, nennt man Metonymie. Beachte auch den Gegensatz „schnelle Hand“ „langsamer Kummer“
2. Maria sagt: „Weiß ich doch, was Englands Königin wagen darf zu tun?“ (Z. 245 Ende zweiter Auftritt)
Was darf Englands Königin zum Beispiel nicht wagen zu tun, nach Marias Einschätzung?
Sie darf es nicht wagen, das vom Parlament ausgesprochene Urteil zu unterzeichnen und es vollstrecken zu lassen. Das meint Maria jedenfalls – und wir wissen, dass sie sich täuscht. Die Vorstellung, dass eine Königin eine andere ermorden lässt (oder ein König einen anderen) ist allen Menschen in dieser Zeit völlig normal, aber dass eine Königin mit dem Anschein des Rechtes, das aus einem Parlament kommt, sich über eine andere stellt, wäre neu in der Geschichte und verletzt, nach Maria Einschätzung, die Majestät aller Königinnen und Könige; diese Majestätsverletzung darf Elisabeth nicht wagen, denn damit würde sie ihre eigene Majestät beschädigen.

3. Es ist soviel von einem Oheim die Rede, was ist ein Oheim ? Wer ist der Oheim Mortimers, wer ist der Oheim Marias, von dem am Beginn des 6. Auftritts die Rede ist?
„Oheim“ ist die deutsche Entsprechung zu dem aus dem Französischen kommenden Wort „Onkel“, seine Kinder nennt man „Vetter“ und „Base“. Wie heißt die Tante? "Muhme".
Der Onkel Mortimers ist natürlich Paulet und der Onkel Marias ist der Schreiber des Briefes der Cardinal de Guise, Marias Mutter ist die Schwester dieses Kirchenürsten, der zu den reichsten und mächtigsten Frankreichs gehörte – deshalb konnte Maria auch an den französischen Thronfolger verheiratet werden.

4. Warum ist der Tag, mit dem das Drama anfängt, ein besonderer Tag für Maria Stuart
(vgl. 4. Auftritt)
Es ist der Jahrestag, an dem sie zuließ, dass ihr Gatte Darnley durch ihren neuen Liebhaber, den sie dann heiratete, ermordet wurde. Zwar war er schon krank und litt an der Geschlechtskrankheit Syphilis, aber es war trotzdem nicht fein, ihm die Kehle umzudrehen, ihn zu erwürgen und das Haus, in dem er lebte, in die Luft zu sprengen. Das tat man wahrscheinlich, um das Verbrechen zu vertuschen, hatte aber dabei übersehen, dass eine Explosion die Dinge auseinander treibt und nicht zerstört und so fand man die Leiche des toten Darnley denn auch erwürgt im Garten.

5. „schickt keines Messdieners Glocke, kein Hochwürdiges in Priesters Hand zur Gruft (Z. 289) auf was beziehen sich die Ausdrücke „Glocke“ und „Hochwürdiges“?
Der Höhepunkt im katholischen Gottesdienst ist die Wandlung der Hostie, des geweihten Brotes des heiligen Abendmahls, in „den Leib Christi“. Fromme Katholiken glauben daran, dass diese Hostie in dem Augenblick des Gottesdienstes wirklich und tatsächlich, der Leib Gottes ist, nicht nur symbolisch; darum das „Hochwürdige“. Diese nur metaphysisch (übersinnlich, außerweltlich) zu verstehende Wandlung wird im Gottesdienst durch das Läuten einer kleinen Glocke angezeigt.

6. Auf wen und auf welchen Sachverhalt bezieht sich der Ausdruck (Z.299) „den Eure Liebe aus Dunkelheit, wie eine Götterhand, hervorgezogen“?
Darnley ist natürlich ein Adliger, sogar einer recht hohen Stufe, aber er ist natürlich keineswegs auf derselben Adelsstufe wie der erste Mann Marias.

7. Was heißt: „Euren König wollt er spielen?“ (Z.316)
Darnley, der sozusagen der Prinz Philipp der Maria Stuart war, konnte sich mit dieser eher dekorative Rolle nicht zufrieden geben und strebte selbst Königswürde und Herrschaft an.

8. Wer ist „Rizzio“?
Ja, das wisst ihr, er ist der, den Darnley vor den Augen seiner Frau ermorden ließ. War das nötig? Was war an diesem Rizzio, dass man ihn töten musste.
Wie der Name sagt, war Rizzio italienischer Herkunft und war zur wichtigsten Bezugsperson Marias geworden. Man muss sich nämlich vorstellen: Maria verlässt im Alter von 5 Jahren Schottland und wird in Frankreich erzogen zu einer Rolle als Königin. Maria lernt nicht nur sehr schnell und sehr perfekt Französisch, Italienisch, Latein und Griechisch, sie ist auch musikalisch und dichterisch sehr begabt und sehr interessiert an allen schönen Dingen der Kunst, die zu dieser Zeit vornehmlich aus Italien kam. Die Mutter des Nachfolgers ihres Mannes François II war Italienerin, nämlich die berühmte und berüchtigte Maria de Medici (die den Mord an den französischen Protestanten, den Hugenotten in der Bartholomäusnacht zu verantworten hatte) Diese italienisch-französische Kultur vermisste Maria in Schottland natürlich sehr schmerzlich, die Adligen um sie herum waren nicht sehr kultiviert, verstanden nichts von Sprachen, Dichtung und Musik sondern aßen Hägis und tranken viel und übten sich in Kraftsport und Männerintrigen. Wenn sie den Sänger Rizzio singen hörten, „ging ihnen das Messer in der Tasche auf“ – und dieser Mann hatte (wahrscheinlich als einziger) das Vertrauen der König, ein Ausländer und Schlappschwanz. Grund genug, ihn umzubringen oder?

9. Wie erklärt sich Kennedy, dass Maria Stuart dem „unglückseligen Bothwell“ verfiel?
Wie sieht Maria Stuart das selbst?

Wenn Darnley schon nicht sehr kultiviert war, dann war es dieser Bothwell um so weniger, aber er versprach Stärke und unbezweifelbare männliche Entschiedenheit und Bedenkenlosigkeit. Kennedy kann sich nicht vorstellen, dass ihre kultivierte Lady von sich aus diesen Kerl attraktiv finden konnte, für sie ist klar, dass Bothwell durch Hexenkünste einen bösen Zauber auf Maria ausgeübt hat.
Maria erkennt im Nachhinein deutlich, dass sie (wahrscheinlich unter dem Eindruck von ihrem Mann Darnley verraten worden zu sein) sich zu dieser Zeit sehr schwach fühlte, allein gelassen ohne wirkliche Freunde, und Bothwell war ein Kerl, Abenteurer, weltläufiger aber auch skrupelloser, waffenkundiger Mann.(s.unten)

10. Wie lautet der volle Name für „Bothwell“
Wer englisch lesen kann findet hier ausführliche Informationen
http://www.rampantscotland.com/famous/blfambothwell.htm









Die Antwort lautet James Hepburn IV Earl of Bothwell. Obwohl er selbst Protestant war, diente er schon Marias Mutter als Botschafter in Frankreich und war auch vom Tage der Ankunft in Schottlands Marias Berater. Nach dem letzten verlorenen Kampf für Maria floh er über die Orkneys, zu deren Herzog er kurz vorher ernannt worden war, nach Norwegen, um dort eine neues Heer für Maria zusammenzustellen, er wurde aber nach Dänemark ausgeliefert, wo er vor einigen Jahren eine junge Frau aus sehr gutem Hause und mit reichlicher Mitgift geheiratet und kurz danach in Holland hatte sitzen lassen. So einer!


11. Mit welchem rechtlichen Argument kann Kennedy (Z. 374/375) behaupten: „Nicht Elisabeth nicht Englands Parlament ist Euer Richter?“
In einer aristokratischen Gesellschaft, in der der Adel herrscht, können Adlige immer nur von ihresgleichen in Strafprozessen verurteilt werden (wenn es denn überhaupt zu Strafprozessen kam!) Herzöge können nicht von einem Gericht verurteilt werden, das aus Grafen besteht und so können Könige auch nur von einem Gericht verurteilt werden, das potentiell aus Königen oder jedenfalls Adligen, die Königen ebenbürtig (von gleicher hoher Geburt=ebenbürtig) sind. Das Gericht, das das Todesurteil über Maria sprach, war keines der „peers“, die englische entsprechung zu diesem Wort.

12. Im sechsten Auftritt schildert Mortimer seine Wandlung zum Katholiken (z.410 bis 459)
Wie stellt er die protestantische Religion dar, wie die katholische? Gebe pro Konfession 3 Merkmale, die du kurz erläuterst.
Protestantismus:
1. Es gibt „dumpfe Predigtstuben“
Darin zeigt sich dass der Protestantismus auf die Predigt großen Wert legt, die auch in Häusern (nicht nur in Kirchen) praktiziert wird
2. auch das Buch, auf das sich dort alles bezieht ist eben nur ein „dumpfes Buch“ (Z.457) auch wenn es heilige Texte enthält.
3. „der Sinne Reiz, kein Abbild dulden sie“
die Puritaner verachten die bildliche Darstellung und die Schönheit der Kunst, die Religion soll sich auf daas Wort und nur auf das Wort (der Bibel) verlassen. Luther sagt: „scriptura, sola scriptura“)
4. es gibt kein „Oberhaupt der Kirche“ keinen Papst, keinen heiligen Vater (Papa >Pabst)
5. die Protestanten halten viele Traditionen und Lehren der Kirche für falsch.


Demgegenüber ist der katholische Glaube
1. nicht nur in den Räumen der Kirche, sondern auch in der Stadt und auf Wallfahrten durch eine menge von Gläubigen mit gleichen Ziel zu erfahren.
Z.420 Bekränzt war jedes Gottesbild...bis ergriff der Strom der glaubensvollen Menge
2. „grübelnde Vernunft“ leitet das „Herrz in die Irre“, die Augen des Menschen „müssen sehen, was sie glauben sollen“ (Z.477)
3. alles in der katholischen Kirche ist Prachtentfaltung zum Ruhme Gottes und seiner Kirche
„und der Gestalten Fülle verschwenderisch aus wand und Decke quoll“ (Z. 436)

4.&5. Z. 480: „ das Herz soll glauben, dass ein sichtbar Haupt der Kirche not tut, dass der Geist der Wahrheit geruht hat auf den Sitzungen der Väter“ Was die kirchliche Gemeinschaft seit Petrus unter Glauben verstanden hat, das soll auch die Wahrheit heute sein, Tradition ist wichtiger als moderne Rationalität. Und das Haupt der Kirche, die Nachfolger Petri (des Petrus) sollen diese Glaubenskontinuität sicht bar machen.